Freitag, 1. Juli 2011

Tod am Knopfmacherfels

Im Donaudurchbruchstal, wo sich weiße Felsen auftürmen, wo der Fluss manchmal versickert und im fernen Aachtopf wieder zum Vorschein kommt, wo Dohlen und Falken um die Bergköpfe streichen, da liegt die alte Ackerbürgerstadt Fridingen. Sie ist nicht einfach zu erreichen, war es nie. Doch die im 19. Jahrhundert hinzugekommene Donautalbahn hat den Anschluss an die übrige Welt erleichtert. Auch heute noch reisen viele Gäste mit der Bahn an, um sich mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Kanu die vielfältige, oft grandiose Natur- und Kulturlandschaft allmählich anzueignen. Das Stadtrecht erhielt Fridingen 1372. Vom Mittelalter bis in die Napoleonische Zeit gehörte es zu Vorderösterreich und erhielt bis ins frühe 20. Jahrhundert seinen Charakter als Ackerbürgerstadt bei. Im denkmalgeschützten Stadtkern befindet sich das Ifflinger Schloss, erbaut um 1330. Es beherbergt das Heimatmuseum und die Stadtbibliothek. Das Gasthaus Scharfeck aus dem Jahr 1554 zeigt neben seinem hübschen Fachwerk Malereien zur Fridinger Geschichte, darunter die Sage vom Knopfmacherfelsen. Der Knopfmacherfelsen ist ein Felsvorsprung beim Gasthaus „Knopfmacher“und bietet eine der atemberaubensten Aussichten im Donautal. Der Name geht auf eine Sage zurück. Am 4. April 1823 soll der Knopfmacher Fidelis Martin auf dem Rückweg vom Markt in Tuttlingen abgestürzt sein. Als die Nacht hereinbrach, begegnete ihm das „Hardtfräulein“ und führte ihn auf den steilen Fels hinauf. Martin und sein Pferd verloren Weg und Steg und stürzten in die Tiefe. Erst am 18. April soll sie der Klosterschäfer von Beuron tot am Fuße des Felsens gefunden haben.

Vom Wanderparkplatz am Ortsrand von Fridingen führt der Weg in einem Bogen durch das Tal, das der Urstrom in Jahrmillionen geschaffen hat.
Nach etwa einer halben Stunde treffen wir auf die Donauversickerung; in trockenen Sommern ist das Flussbett leergefallen, weil das Wasser durch das poröse Karstgestein sickert und vierzig Kilometer entfernt als Aachtopf wieder an die Oberfläche sprudelt.
Etwa eine halbe Stunde später macht der Weg eine Biegung und dem Auge bietet sich eine überwältigende Szenerie: das Durchbruchstal mit Laibfelsen und dem gigantischen Massiv des Stiegelesfelsen – es mutet an wie eine Theaterkulisse. Direkt vor uns ein etwas kleinerer Block, von der Donau umspült, an deren Ufer man herrlich picknicken und die Füße kühlen kann
...Wir bewegen uns nun auf die fast alpine Masse zu, immer begleitet von dem Fluss, von dessen Oberfläche klatschend Schwäne und Blässhühner auffliegen. In der Wand, so erzählt ein Einheimischer, könne man an ruhigen Tagen Gemsen beobachten. Wir sehen nur Dohlen und Wanderfalken kreisen und wenig später überraschen wir eine riesige Kreuzotter beim Verspeisen eines Frosches. Oder war es vielleicht eine der selten gewordenen Aeskulapnattern?
Nach der zweiten Donauschleife geht es links hinauf in den Wald, Richtung Stiegelesfels. Im Frühjahr bedeckt ein blauschimmernder Teppich aus Leberblümchen den Boden, Nester von Märzenbechern nicken vor sich hin und an exponierten Stellen der Felsköpfe findet man Küchenschellen. Oben gelangt man auf eine etwas breitere Kreuzung. Geradeaus führt ein Weg sehr schweißtreibend durch eine düstere, steinige Schlucht. Wer es bequemer mag und das Bad in der Menge nicht scheut, sollte den Umweg über den berühmten Knopfmacherfelsen machen. Der Aussichtspunkt Stiegelesfels bietet einen der atemberaubendsten Blicke der gesamten Schwäbischen Alb. Tief unten mäandert die Donau durch ihr liebliches Tal, die grauweißen Felsen stürzen schwindelnd in die Tiefe, wärmeliebende Pflanzen krallen sich unbeirrt in den Steinen fest. Wenig später sehen wir eine Kapelle, die einst einem Mönch als Eremitage diente. Die Wiese rund um diesen Ort der Stille atmet den Geist einer anderen Zeit.
Der Weg geht nun leicht bergab durch einen Buchen-Mischwald.
Und wieder öffnet sich der Blick auf einen Absturz: den Laibfelsen. Auf dem Trockenrasen könnten wir einige Stunden in der Sonne verträumen, mit dem Gesumse der Bienen im Ohr, dem Duft von Thymian und dem großartigen Blick in die Tiefe und auf die jenseitigen Höhen. Bedauerlicherweise geht der Weg nun bergab, und bald sind wir wieder in Fridingen mit seinem Schlösschen und der Wirtschaft „Scharfeck“.


Zu empfehlen ist die Einkehr im alten Gasthaus „Löwen“ im Ortskern. Wenn man genügend Zeit mitgebracht hat, kann man noch einen Besuch der Benediktinerabtei Beuron anschließen, mit der Kirche St. Martin und Maria („ein Deckenhimmel voll barocken Jubels...angereichert mit kostbarem Gold.“)Oder auch der Orchideenwiese, wo im späten Frühjahr der Frauenschuh blüht. Der Standort wird aber nicht verraten!

3 Kommentare:

  1. Danke schön, diese Beschreibung wollen wir im August in die Tat umsetzen. Wie lange, denken Sie, wird uns mittelgeübte Wanderer die Strecke beschäftigen (ohne Einkehr ;-) )?

    Alles Gute und herzliche Grüße!

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  2. Hallo, liebe Ricarda Bock,

    es freut mich, dass Sie diese Wanderung, die wir schon öfter gemacht haben, im August durchführen wollen! Man muss schon zwei Stunden oder mehr veranschlagen. Beim letzten Mal (2011) haben wir festgestellt, dass der Weg hoch durch den Wald von Fahrzeugen aufgewühlt war, ich hoffe, das sieht jetzt wieder anders aus. Der steile Stich weiter oben auf die Hochfläche ist inzwischen etwas mehr zugewachsen, aber man kann ja auch den weiteen, moderten Weg gehen. Die Landschaft, die Kapelle und die Donau jedoch werden immer die gleichen bleiben!

    Herzliche Grüße

    C. Schmid-Lotz

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  3. Besten Dank, Frau Lotz - wir freuen uns drauf!

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