Freitag, 10. Juni 2011

Herrenberg

Wenn man, von Nagold kommend, auf Herrenberg zufährt, springt einem unweigerlich der massive Turm der Siftskirche ins Auge. Sie steht auf einem Plateau, gewaltig und die Stadt schier unter sich erdrückend. Darüber die Reste der Burg der Tübinger Pfalzgrafen. Die Stadt fällt in Terrassen
abwärts‒mitten drin der Marktplatz, umrahmt von schönen Fachwerkhäusern. Nach allen Seiten, abfallend, zahlreiche Gassen, enge Durchlässe und Treppengänge. Der Gang nach oben zur Kirche empfiehlt sich als Erstes, nachdem man beim Italiener Kaffee getrunken oder Eis gegessen hat. Es geht steile Stufen hinauf, Treppen, Stäffele direkt in den Himmel, von zwei Seiten. Das Innere der Kirche leidet unter der 1890 vorgenommenen Restauration, doch hat sich manches gute Stück erhalten‒das Chorgestühl von Heinrich Schickardt dem Älteren (1474-1540), zum Beispel, 1517 errichtet. Es lässt Anklänge an das Uracher und Ulmer Chorgestühl erkennen. Einst stand der gewaltige, den gesamten Chor füllende Altar des Meisters Jerg Ratgeb in der Herrenberger Stiftskirche. Er wurde an die Stuttgarter verkauft, wo er noch heute in der Staatsgalerie besichtigt werden kann. Nach den Bauernkriegen wurde Ratgeb wegen Hochverrats gevierteilt, in Pforzheim auf dem Marktplatz. Er hatte die Bauern in ihrem Widerstad unterstützt. Eine kleine Kopie des Altars steht im Inneren der Kirche, kann aber das wahre Ausmaß des erschütternden Werkes nicht vermitteln. Eine der ältesten Glocken des Landes, um 1200 gegossen, ist im Besitz der Kirche. Sehenswert sind außerdem die Probstei, der Fachwerkspeicher, der Marktbrunnen, das Museum im Fruchtkasten und der Stadtfriedhof, umgeben von einer alten Mauer und mit hohenBäumen bestanden. Die Reste der Burg stammen aus gotischer Zeit, der Aufstieg dorthin lohnt allein wegen der herrlichen Aussicht. Von hier aus gibt es schöne Abstecher zum „geologischen Fenster“ und zum „roten Meer“, nach Mönchberg, von dessen kleiner Friedhofskirche es einen unterirdischen Gang bis nach Herrenberg gegeben haben soll und wo sich im Frühjahr ein blauer Teppich aus Scilla unter den Obstbäumen breitet. Leider zerschneidet die Autobahn Stuttgart-Singen die Landschaft nachhaltig‒bei Herrenberg führt sie durch einen Tunnel. Doch zählt der oberhalb der Stadt beginnende Schönbuch zu den schönsten zusammenhängenen Buchenwaldgebieten Deutschlands. Er diente den Fürsten als Jagdrevier, was u.a. an den schnurgerade verlaufenden Wegen noch heute zu erkennen ist. Auf dem Weg nach Hildrizhausen kommt man am Naturfreundehaus vorbei, einem gern besuchten Ausflugsziel. Gegenüber befindet sich der Friedhof, der in seiner Ausdehnung eher an einen riesigen Park erinnert. Ein Wanderweg beginnt am Schloss Herrenberg oder auf dem Parkplatz oberhalb von Mönchberg. Sie führt am Waldrand entlang und durch schattige Buchenwälder über Kayh bis zur Burg Hohenentringen und nach Tübingen. Die Landschaft ist gesegnet und fruchtbar.

2 Kommentare:

  1. Liebe Christa,

    bin eben zufällig in Deinem Blog gelandet (weil wir vergangenes Wochenende eine herrliche Tour von Hildrizhausen nach Hohenentringen unternommen haben) - und ich finde, wir haben doch recht viele Gemeinsamkeiten.

    Falls wir uns nicht mal zufällig unterwegs in der Natur begegnen, möchte ich Dich herzlich einladen, meinen Kässpätzle-Testesser-Blog zu besuchen:
    http://kaesspaetzle.blogspot.com

    Bestimmt hast Du einige Empfehlungen für mich!!
    Bin gespannt darauf!!

    Und nach meiner Teilnahme an der Wanderrallye 2009 gibts auch hier einiges zu entdecken:
    http://s226937033.online.de/

    1000 Grüsse
    Ingeborg

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  2. Liebe Ingeborg,

    ja, ich freue mich immer, wenn ich von Menschen höre, die ähnliche Interessen haben! Deinen Blog und die Wanderrallye werde ich gleich einmal besuchen.

    Auch ganz herzliche Grüße
    Christa

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